Simon in Italien

Vier Wochen an der Uni Modena liegen nun hinter mir, in denen ich Gelegenheit hatte, Italien einmal außerhalb von Urlaubsreisen kennenzulernen. Mein "Italienbild" wurde allerdings bis jetzt vollkommen bestätigt: Pizza, Pasta, und Chaos bis zum Abwinken! So war auch für mich die erste Zeit vor allem vom allgegenwärtigen Chaos in sämtlichen Variationen geprägt...

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Unsere WG...“Italien live“

Etwa eine Woche Modena waren vollkommen ausreichend, um zu kapieren, dass ca. 63 % der Italiener entweder Massimo oder Giuseppe heißen. So auch meine Mitbewohner in unserer 3er WG. Massimo und Giuseppe. Und der beste Freund von Massimo heißt, wie könnte es anders sein, auch Massimo! :-) Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass über die Hälfte der Italienerinnen entweder Laura oder Francesca heißen. Diese These wird ja durch unsere beiden Dottoressen (Laura) Marini und (Francesca) Angrisano mit, wie ich finde, hinreichender Wahrscheinlichkeit bestätigt... ;-)

Massimo und Giuseppe sind wahre Durchschnitts-Italiener: ca. 1,70 groß, sympathisch, pro Tag gibt’s mindestens einmal Pasta oder Pizza, und nebenbei wird ferngesehen, entweder Politiksendungen oder Comedy - was in Italien praktisch auf das gleiche hinausläuft. Massimos Freund Massimo leistet uns dabei jeden Abend Gesellschaft (siehe Foto). So läuft das Tag für Tag, ohne wirkliche Highlights...

Dafür liefert unsere Wohnung einige "Highlights", auf die ich gerne verzichten könnte. Mein anfangs ganz passabler Eindruck unserer Wohnung (in einem Wohnblock aus den Sechzigern, siehe Foto) wurde bereits des Öfteren widerlegt. Z. B. durch Türklinken, die mit spielerischer Leichtigkeit abzubrechen sind (bei mir hat’s eine Woche gedauert); oder durch den nicht vorhandenen Telefonanschluss oder die nicht funktionierende Heizung. Letztere würde angeblich schon funktionieren, wird aber zentral gesteuert, und „die Flamme wird erst Ende des Monats angezündet“ (bei derzeit 18 Grad Zimmertemperatur!). Jetzt weiß ich auch, warum es in der Anzeige so großzügig hieß: „Die Heizkosten sind in den Mietkosten inbegriffen...“. Vielen Dank!!! :-(

Bürokratie ohne Ende...

Die ersten Tage waren vor allem von Bürokratie geprägt. Vor allem der Studentenausweis, den man u. a. für die Bib., für die Mensa und zum Busfahren braucht, war nicht leicht zu bekommen. Kaum eine halbe Stunde hinter einer Horde spanischer Erasmus- Studenten gewartet, wurde mir in freundlichem Ton eröffnet, dass meine Schrift auf dem Monate zuvor ausgefüllten Antrag leider nicht leserlich war, und somit leider kein Ausweis erstellt werden konnte (die sind da, anders als bei uns, mit Lichtbild und Magnetstreifen).

Aha, das konnten sie wohl nicht früher wissen... In Italien muss übrigens oft auch die Unterschrift lesbar sein (kein Scherz, alles schon erlebt!). Nachdem ich das Formular diesmal akkurat ausgefüllt hatte, wurde ich auf übermorgen vertröstet. Den Ausweis gab’s aber trotzdem net. Der Grund: „Der Herr bei dem Sie das Formular ausgefüllt haben, hat gestern gekündigt.“!!! Beim dritten Anlauf hat’s dann endlich geklappt :-)

Die Uni...

...ist dafür viel schöner als bei uns (siehe Fotos). Bib. und Mensa sind auch klasse. Für 3,45 € bekommt man ein Menü aus Vorspeise, Hauptspeise mit Beilage, Brot, Getränk und Obst (Erasmus-Studenten zahlen hier ausnahmsweise mal deutlich weniger). Zudem ist alles ziemlich zentral gelegen und schliesst direkt an den Parco Novi Sad an, der zumindest im Herbst genauso gut Lago (See) Novi Sad heissen könnte (s. F.). Dafür sind die PCs im Computer-Raum hoffnungslos veraltet und haben nicht mal CD-Laufwerk (zumindest in dem PC-Raum, der immer für alle Studenten zugänglich ist). Drucken kann man an der ganzen Fakultät nur an zwei Computern! Da ist Schlange stehen angesagt. :-(

Völlig übertrieben ist der Personaleinsatz in der Uni. Besonders die Aufseher könnte man sich wirklich sparen. Einer hat z. B. nur den Job, aufzupassen, dass keiner eine Tasche mit in die Bib. nimmt (dafür haben die Schließfächer); der andere, Giuseppe, von den Studenten Beppino genannt, stiefelt ständig auf und ab und schreitet ab und zu ein, wenn jemand die Tür wo Ausgang draufsteht als Eingang benutzt umgekehrt - absolut lächerlich!

Die Vorlesungen - fast wie in der 10. Klasse...

Meine erste Vorlesung fand in einem völlig überfüllten Hörsaal statt, deswegen war erstmal stehen angesagt. Was sofort auffällt ist, dass die Studenten in Italien im Durchschnitt viel, viel jünger wirken (sind??) als in Deutschland, weshalb man sich irgendwie ein bisschen in die Schulzeit zurückversetzt vorkommt. Ob das wohl daran liegt, dass die meisten deutlich kleiner sind? :-)

Absolut Uni-reif ist dagegen das Tempo, mit dem teilweise durch die Powerpoint-Präsentationen gehetzt wird. Ca. 30 Folien pro Doppelstunde in „Scienza delle Finanze“ sind heftig. Bin ja mal gespannt, was in der Prüfung dann verlangt wird. Anders als in Deutschland muss man hier von Anfang an am Ball bleiben, da die Prüfungen, wie schon erwähnt, schon Ende Oktober bzw. Anfang November beginnen. Zum Akklimatisieren und längere Ausflüge machen bleibt da erst mal wenig Zeit.

Deswegen gibt’s jetzt auch erst mal hauptsächlich ein paar Bilder von der Uni und meiner WG. Viel Spass beim anschauen!!